Sonntag, 24. August 2025

Die Berufsgenossenschaft stellt an die Beschaffenheit von Kragarmregalen eine konkrete Anforderung

Die Berufsgenossenschaft und ihre Anforderungen an Kragarmregale - Vorschriften, Sicherheit & Praxis

Kragarmregale sind in zahlreichen Branchen unverzichtbar – ob in der Holzindustrie, im Stahlhandel oder in der Logistik. Sie ermöglichen die platzsparende Lagerung von Langgut wie Rohre, Platten oder Profile. Doch wo schwere Lasten und komplexe Lagerstrukturen aufeinandertreffen, spielt Sicherheit eine entscheidende Rolle. Genau hier setzt die Berufsgenossenschaft (BG) an: Sie definiert konkrete Anforderungen an die Beschaffenheit von Kragarmregalen, um Arbeitsunfälle zu vermeiden und ein hohes Maß an Arbeitssicherheit zu gewährleisten.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Vorgaben der Berufsgenossenschaft, die relevanten Normen sowie praktische Tipps für Unternehmen, die Kragarmregale einsetzen.


Warum die Anforderungen der Berufsgenossenschaft an Kragarmregale wichtig sind

Die Berufsgenossenschaften haben den gesetzlichen Auftrag, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu verhindern. Regalsysteme zählen zu den potenziellen Gefahrenquellen in Betrieben – besonders dann, wenn sie nicht den technischen Regeln entsprechen oder unsachgemäß genutzt werden.

Ein umstürzendes Regal kann katastrophale Folgen haben: von hohen Sachschäden über Produktionsausfälle bis hin zu schweren Verletzungen oder Todesfällen. Genau deshalb stellt die BG klare Anforderungen an die Konstruktion, Aufstellung und Nutzung von Kragarmregalen.

Unternehmen profitieren doppelt: Sie vermeiden nicht nur rechtliche Konsequenzen und Bußgelder, sondern sichern auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und den reibungslosen Betriebsablauf.


Rechtlicher Rahmen: DGUV Vorschriften und Normen für Kragarmregale

Die Berufsgenossenschaft stützt ihre Anforderungen auf verschiedene rechtliche Grundlagen und Normen. Besonders relevant sind:

  • DGUV Vorschrift 1 (Grundsätze der Prävention):
    Regalsysteme müssen so beschaffen und betrieben werden, dass Gefahren für Beschäftigte vermieden werden.

  • DGUV Regel 108-007 (Lagereinrichtungen und -geräte):
    Diese Regel beschreibt detailliert die sicherheitstechnischen Anforderungen an Regale – einschließlich Kragarmregalen.

  • DIN EN 15512 & DIN EN 15620:
    Europäische Normen, die sich mit statischen Systemen, Traglasten und Toleranzen beschäftigen.

  • DIN EN 15635 (Anwendung und Wartung von Lagereinrichtungen):
    Diese Norm regelt die Inspektion, Instandhaltung und sichere Nutzung von Regalanlagen.

Diese Vorgaben stellen sicher, dass Kragarmregale nicht nur stabil und langlebig sind, sondern auch den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.


Konkrete Anforderungen der Berufsgenossenschaft an Kragarmregale

Die BG definiert eine Vielzahl konkreter Anforderungen an die Beschaffenheit von Kragarmregalen. Dazu zählen unter anderem:

1. Standsicherheit

Kragarmregale müssen gegen Umkippen gesichert sein. Dies wird durch Bodenverankerungen oder spezielle Stützsysteme gewährleistet.

2. Traglastkennzeichnung

Jedes Regal muss mit einer gut sichtbaren Traglasttafel versehen sein. Diese gibt an, welche Lasten pro Ebene und insgesamt sicher gelagert werden können.

3. Konstruktion und Materialqualität

Die Regale müssen aus hochwertigen, tragfähigen Materialien gefertigt sein und der Norm DIN EN 15512 entsprechen.

4. Schutzvorrichtungen

Zum Schutz von Personen und Geräten müssen Kragarmregale mit Anfahrschutzeinrichtungen versehen werden.

5. Regelmäßige Inspektionen

Die BG fordert, dass Regale regelmäßig – mindestens einmal jährlich – durch eine befähigte Person geprüft werden. Zusätzlich sollten wöchentliche Sichtkontrollen erfolgen.

6. Bodenbeschaffenheit

Der Untergrund, auf dem Kragarmregale stehen, muss tragfähig und eben sein, um ein sicheres Aufstellen zu gewährleisten.

7. Sicherheitsabstände

Zwischen den Regalen und Verkehrswegen müssen Mindestabstände eingehalten werden, damit Staplerfahrer und Mitarbeiter gefahrlos arbeiten können.

Diese Anforderungen bilden die Basis für den sicheren Betrieb und müssen von Unternehmen konsequent umgesetzt werden.


Häufige Fehler im Umgang mit Kragarmregalen und deren Folgen

Trotz klarer Vorgaben passieren in der Praxis immer wieder Fehler. Häufig sind es kleine Nachlässigkeiten, die gravierende Folgen haben:

  • Überlastung der Regalarme: Mitarbeiter ignorieren Traglastangaben und lagern zu schwere Güter ein.

  • Fehlende Bodenverankerung: Regale werden aufgestellt, ohne ordnungsgemäß verankert zu sein.

  • Nicht durchgeführte Inspektionen: Schäden an den Regalen bleiben unentdeckt, bis es zum Unfall kommt.

  • Unzureichende Schulung der Mitarbeiter: Staplerfahrer oder Lagerarbeiter kennen die Sicherheitsregeln nicht.

Die Konsequenzen können teuer und gefährlich sein: Produktionsausfälle, hohe Reparaturkosten, Schadenersatzforderungen und im schlimmsten Fall Personenschäden.

Berufsgenossenschaft Anforderungen an Kragarmregale - Sicherheit, Normen & Vorschriften

Wie Unternehmen die Anforderungen der BG praktisch umsetzen können

Theorie ist das eine – die Umsetzung in der betrieblichen Praxis das andere. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Vorschriften der Berufsgenossenschaft nicht nur zu kennen, sondern auch in den täglichen Arbeitsalltag zu integrieren. Doch genau hier entscheidet sich, ob Kragarmregale ein Sicherheitsrisiko oder eine effiziente und sichere Lösung für die Lagerung darstellen.

1. Planung und Auswahl der Regale

Schon bei der Anschaffung muss darauf geachtet werden, dass die Regale den geltenden Normen entsprechen. Seriöse Hersteller liefern nicht nur technische Datenblätter, sondern auch Traglasttafeln und Nachweise zur Statik. Unternehmen sollten deshalb ausschließlich zertifizierte Regalsysteme einsetzen.

2. Fachgerechte Montage

Die Montage darf nicht dem Zufall überlassen werden. Fachfirmen gewährleisten, dass Regale korrekt aufgebaut, exakt verankert und nach Herstellervorgaben installiert werden. Die BG betont ausdrücklich, dass nur geschultes Personal für den Aufbau zuständig sein sollte.

3. Klare Kennzeichnung und Dokumentation

Traglasttafeln müssen gut sichtbar an jedem Regal angebracht werden. Zusätzlich sollten Unternehmen eine Dokumentation anlegen, in der Montagepläne, Inspektionsberichte und Nachweise über durchgeführte Prüfungen festgehalten werden.

4. Regelmäßige Wartung und Inspektionen

Neben den vorgeschriebenen Jahresinspektionen empfiehlt sich eine kontinuierliche Überwachung im Alltag. Schäden wie verbogene Arme oder Risse im Material müssen sofort gemeldet und behoben werden. Hierfür bietet es sich an, interne Sicherheitsbeauftragte zu benennen.

5. Schulung der Mitarbeiter

Mitarbeiter sind ein entscheidender Faktor. Sie müssen wissen, wie Kragarmregale korrekt beladen werden, welche Lastgrenzen einzuhalten sind und wie sie Gefahrenstellen erkennen. Regelmäßige Schulungen erhöhen die Sicherheit enorm.

Unternehmen, die diese Schritte konsequent einhalten, reduzieren nicht nur das Risiko von Unfällen, sondern zeigen auch Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitarbeitern und der Berufsgenossenschaft.


Die Rolle der Fachkräfte für Arbeitssicherheit

Eine weitere zentrale Anforderung der BG betrifft den Einsatz von Fachkräften für Arbeitssicherheit. Diese Experten unterstützen Unternehmen bei der Planung, Kontrolle und Wartung von Regalsystemen. Ihre Aufgaben umfassen:

  • Gefährdungsbeurteilungen für den Einsatz von Kragarmregalen

  • Überprüfung der Einhaltung von Vorschriften nach DGUV-Regeln und DIN-Normen

  • Schulung von Mitarbeitern im sicheren Umgang mit Regalen

  • Dokumentation und Nachverfolgung von Mängeln und deren Behebung

Durch ihre Fachkenntnis sorgen Arbeitssicherheitsbeauftragte dafür, dass Regale nicht nur funktional, sondern auch absolut sicher betrieben werden können.


Die Bedeutung von Traglasttafeln und Sicherheitskennzeichnungen

Ein besonders wichtiger Aspekt, den die BG fordert, sind klar erkennbare Traglasttafeln. Diese Schilder dienen nicht nur der Information, sondern sind verbindliche Sicherheitsvorgaben.

Was muss auf einer Traglasttafel stehen?

  • Maximale Fachlast pro Kragarm

  • Maximale Feldlast pro Regal

  • Herstellerangaben und Prüfzeichen

  • Hinweise auf die gültigen Normen

Fehlt eine solche Kennzeichnung oder ist sie unlesbar, verstößt das Regal gegen die Vorschriften der Berufsgenossenschaft. Im Falle eines Unfalls kann dies zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen.

Sicherheitskennzeichnungen im Lager

Neben den Traglasttafeln sind weitere Kennzeichnungen wichtig – etwa Markierungen von Fahrwegen, Warnhinweise vor Quetschgefahren oder Beschilderungen, die Mindestabstände kennzeichnen. Zusammen sorgen sie für Transparenz und Sicherheit im gesamten Lagerbereich.


Regelmäßige Regalinspektionen: Pflicht statt Kür

Die Berufsgenossenschaft schreibt vor, dass Regalsysteme regelmäßig überprüft werden müssen. Dies ist kein freiwilliger Zusatz, sondern eine verbindliche Vorgabe.

Wöchentliche Sichtkontrollen

Mitarbeiter oder Sicherheitsbeauftragte prüfen, ob sichtbare Schäden vorhanden sind: verbogene Arme, lose Schrauben oder Anfahrschäden durch Stapler.

Jährliche Experteninspektion

Einmal pro Jahr muss eine „befähigte Person“ eine umfassende Inspektion durchführen. Diese Fachkraft erstellt ein Prüfprotokoll, das dokumentiert, ob das Regal weiter betrieben werden darf oder Reparaturen notwendig sind.

Folgen bei unterlassener Inspektion

Unternehmen, die dieser Pflicht nicht nachkommen, riskieren nicht nur Bußgelder, sondern im Ernstfall auch den Verlust ihres Versicherungsschutzes.

Sicherheitsabstände und Verkehrswege im Lager

Ein oft unterschätzter Punkt in der Praxis sind die Mindestabstände zwischen Regalanlagen und Verkehrswegen. Die Berufsgenossenschaft betont, dass Kragarmregale nicht isoliert betrachtet werden dürfen – sie sind Teil eines gesamten Logistikkonzeptes, in dem Stapler, Hubwagen und Mitarbeiter reibungslos und sicher arbeiten müssen.

Wichtige Vorgaben zu Abständen:

  • Zwischen den Regalen und Fahrwegen muss ausreichend Platz für Staplerverkehr vorhanden sein.

  • Fußwege sind klar von Staplerwegen zu trennen, z. B. durch Bodenmarkierungen oder Schutzgeländer.

  • Sicherheitszonen müssen eingerichtet werden, um ein sicheres Be- und Entladen der Regale zu ermöglichen.

Gerade in engen Lagerhallen kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn Fahrzeuge an Regalen entlangfahren. Schon kleine Anfahrschäden können die Statik des gesamten Regalsystems beeinträchtigen – mit möglicherweise fatalen Folgen.


Die häufigsten Gefahrenquellen bei Kragarmregalen

Trotz aller Vorschriften treten in der Praxis immer wieder ähnliche Gefahrenquellen auf. Ein Blick auf die typischen Risiken verdeutlicht, warum die Einhaltung der BG-Vorgaben so wichtig ist:

  1. Überladung: Mitarbeiter überschreiten Traglasten, weil kurzfristig Platzmangel herrscht.

  2. Ungeeignete Lagerware: Kragarmregale werden mit Gütern bestückt, die nicht für diese Regalart geeignet sind.

  3. Stapleranfahrten: Anfahrschäden durch Flurförderzeuge sind eine der Hauptursachen für Regalunfälle.

  4. Mangelnde Wartung: Kleine Schäden bleiben unentdeckt und verschlimmern sich über Monate hinweg.

  5. Unzureichende Mitarbeiterschulung: Beschäftigte wissen nicht, wie Traglasten einzuhalten sind oder wie man Schäden meldet.

Indem Unternehmen diese Risiken gezielt adressieren, lassen sich die meisten Unfälle vermeiden.


Versicherungs- und Haftungsfragen bei Nichteinhaltung der Vorschriften

Ein besonders sensibles Thema betrifft die Haftung im Schadensfall. Die Berufsgenossenschaft macht klar: Werden die Sicherheitsanforderungen an Kragarmregale missachtet, kann dies gravierende Folgen haben.

  • Unternehmen haften: Bei einem Unfall trägt der Arbeitgeber die Verantwortung, wenn Vorschriften nicht eingehalten wurden.

  • Verlust des Versicherungsschutzes: Die Berufsgenossenschaft kann im schlimmsten Fall Leistungen verweigern, wenn nachgewiesen wird, dass Regale nicht normgerecht waren.

  • Strafrechtliche Konsequenzen: Bei Personenschäden können Verantwortliche strafrechtlich belangt werden.

Das bedeutet: Die Einhaltung der BG-Vorgaben ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch des rechtlichen Schutzes.


Best Practices: So setzen führende Unternehmen die Anforderungen um

Viele erfolgreiche Betriebe haben erkannt, dass Sicherheit nicht nur Pflicht, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil ist. Wer sichere Arbeitsplätze bietet, steigert Motivation und Effizienz der Mitarbeiter.

Beispiele für Best Practices:

  • Digitale Dokumentation: Moderne Unternehmen nutzen Softwarelösungen, um Inspektionsberichte, Traglastangaben und Wartungsprotokolle zentral zu verwalten.

  • Regelmäßige Schulungen: Mindestens einmal im Jahr werden Mitarbeiter praktisch und theoretisch geschult.

  • Anfahrschutzsysteme: Regale sind mit Rammschutz ausgestattet, um Schäden durch Stapler zu minimieren.

  • Externe Sicherheitschecks: Zusätzlich zu internen Kontrollen beauftragen Betriebe unabhängige Gutachter, die objektiv prüfen.

Diese Maßnahmen kosten im ersten Moment Zeit und Geld, zahlen sich aber langfristig in Form von weniger Ausfällen, höherer Sicherheit und geringeren Versicherungsrisiken aus.


Fazit: Sicherheit durch klare Anforderungen

Die Berufsgenossenschaft stellt an die Beschaffenheit von Kragarmregalen klare und verbindliche Anforderungen – und das aus gutem Grund. Standsicherheit, Traglastkennzeichnung, Schutzvorrichtungen, Inspektionen und Sicherheitsabstände sind keine bürokratischen Hürden, sondern lebenswichtige Maßnahmen, die Unfälle verhindern.

Unternehmen, die diese Vorgaben konsequent umsetzen, schützen nicht nur ihre Mitarbeiter, sondern auch ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen. Wer bei Regalsystemen spart oder Vorschriften ignoriert, riskiert dagegen nicht nur Bußgelder, sondern im schlimmsten Fall Menschenleben.


Häufig gestellte Fragen

1. Welche Normen sind für Kragarmregale besonders wichtig?
Wesentlich sind die DGUV Regel 108-007, die DIN EN 15512 sowie die DIN EN 15635. Sie regeln sowohl die Konstruktion als auch die Wartung.

2. Wie oft müssen Kragarmregale überprüft werden?
Die Berufsgenossenschaft schreibt wöchentliche Sichtkontrollen und jährliche Experteninspektionen vor.

3. Müssen Kragarmregale immer verankert sein?
Ja, eine Bodenverankerung ist zwingend erforderlich, um die Standsicherheit zu gewährleisten.

4. Wer darf eine Regalinspektion durchführen?
Nur eine befähigte Person mit entsprechender Fachkenntnis darf die jährliche Inspektion durchführen.

5. Welche Rolle spielen Traglasttafeln?
Traglasttafeln sind Pflicht. Sie informieren über die zulässigen Lasten und sind ein zentrales Element der Arbeitssicherheit.

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